In meiner gesamten Zeit als Veganerin habe nicht einen Moment daran gezweifelt, dass ich es „schaffen“ würde, mich rein pflanzlich zu ernähren. Bereits im Vorschulalter wurde ich aus ethischen Gründen und aus freien Stücken heraus zur Vegetarierin. Später begann ich mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und der Entschluss, auf die vegane Ernährung umzusteigen, fiel mir nicht schwer. Was folgte, war ein Jahr des puren Genusses: das Ausprobieren verschiedener Rezepte, Restaurants und mir bis dahin unbekannter Lebensmittel. Von Verzicht keine Spur.
Wie alles begann…
Doch Mitte letzten Jahres wurde alles anders. Aufgrund einer chronischen Schmerzproblematik musste ich im Jahr davor eine Weile lang starke Medikamente nehmen, die ich nicht gut vertrug. Plötzlich bekam ich Probleme. Ich vertrug nichts mehr, hatte starke Krämpfe, viel Luft im Bauch. Es war zermürbend. Einige Tests, Monate des Suchens und Leidens später, brachte schließlich ein Fruktoseunverträglichkeitstest mehr Aufklärung. Diagnose: Fruktosemalabsorption, auch Fruktoseunverträglichkeit genannt. (Anmerkung: Von einer Fruktoseintoleranz spricht man nur, wenn diese angeboren ist. Genau genommen bin ich also nicht fruktoseintolerant, sondern leide an einer Fruktoseunverträglichkeit.)
Isn’t it ironic?
Eine Veganerin, die kein Obst und Gemüse mehr verträgt. Die Frage: „Was kannst du denn überhaupt noch essen?“, die mir immer so weit hergeholt erschien, wurde plötzlich real. Zum ersten Mal zweifelte ich daran, ob ich denn weiterhin vegan leben könnte, vor allem, wenn man sich die deprimierenden Listen verträglicher Lebensmittel bei Fruktosemalabsorption ansieht. Tipps zum Thema vegan leben mit Fruktoseintoleranz finden sich online kaum. Doch wieder auf die konventionelle Ernährung umzusteigen war für mich keine Option.
Ich versuchte eine Diätologin zu finden, telefonierte mit einer der angesehensten meiner Stadt. Diese ist jedoch von der alten/veralteten Schule und wollte mich, als Veganerin, nicht beraten, da sie von dieser Ernährungsform nichts hält und sie, laut ihr, die Wurzel vieler Probleme sei. Meine Gefühlslage in der Zeit nach der Diagnose: Verzweiflung und Ratlosigkeit.
Doch nun, mehr als einem Jahr nach der Diagnose kann ich sagen: Vegan leben mit Fruktoseintoleranz – geht! Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind immer schwer, egal ob man vegan lebt oder nicht. Weiß man jedoch, worauf man schlecht reagiert und worauf man in Folge verzichten muss, wird alles etwas leichter.
Meine Tipps
Ich möchte nun sechs persönliche Tipps nach über einem Jahr veganer Ernährung mit Fruktoseunverträglichkeit mit euch teilen:
- Habt Geduld. Wird eine Fruktoseunverträglichkeit bei euch festgestellt, wird euch zunächst eine Karenzphase empfohlen. In dieser verzichtet ihr ganz auf Fruktose und esst vor allem Kartoffeln, Reis, etc. Auf diese Weise soll sich euer Darm erholen. Seid nicht verzweifelt, wenn es eine Weile dauert. Man liest oft, dass die Besserung schon nach 2 Wochen kommen soll…bei mir merkte ich nach 2 Monaten erste Unterschiede.
- Sucht euch Hilfe. Ich bin der Meinung, dass nichts eine qualifizierte Ernährungsberatung ersetzen kann, vor allem in der Anfangszeit, aber auch, wenn man mittendrinnen einfach ansteht. Eine Ernährungsberaterin zu finden, die sich mit veganer Ernährung auskennt und diese nicht verurteilt, erwies sich für mich um einiges schwieriger als gedacht. Schlussendlich habe ich einfach in einer veganen Facebookgruppe nach Empfehlungen nachgefragt und kam so zu einer tollen Diätologin! Ich wünschte, ich hätte mich von Anfang an von ihr beraten lassen und mich nicht in den ersten Monaten auf oft falsche Informationen online verlassen.
- Versucht, Genuss zu finden. Ich bin ganz ehrlich: Ich finde das Leben ohne Obst und mit wenig Gemüse ein bisschen weniger schön. Vor ein paar Monaten habe ich mich wieder an einem kleinen Stück Banane versucht. Das Ergebnis: die ganze Nacht wach und Tränen, weil ich wieder daran erinnert wurde, was ich denn verpasse. Aber es hilft nichts! Lieber verzichte ich darauf und lebe dafür ohne Bauchkrämpfe und schlaflose Nächte. Außerdem: es gibt leckere Dinge, die ihr noch ohne Probleme essen könnt! Marken wie Frusano stellen allerhand tolle Produkte für fruktoseintolerante Menschen her – einfach ausprobieren (unbezahlte Werbung)! Mein Gamechanger: Pommes! Ich vertrage sie super und es gibt sie überall. #teampommes. Ich vertrage zwar Zwiebel und Knoblauch nicht mehr, habe dafür aber Sojasoße zum Würzen für mich entdeckt!
- Sucht euch LeidensgenossInnen. Wie erwähnt, finde ich es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen. Doch auch LeidensgenossInnen können eine Erleichterung im Alltag sein. Sie zeigen euch, dass ihr nicht allein seid und können euch wertvolle Tipps und Tricks an die Hand geben. Ich finde vor allem Facebookgruppen für Betroffene super.
- Lernt euren Körper kennen. Seid nicht deprimiert, wenn ihr einmal einen Rückschlag erleidet. Nach und nach werdet ihr besser herausfinden, wieviel ihr wovon verträgt. Mir persönlich helfen die veganen Tabletten Fructaid, die die Aufnahme von Fruktose erleichtern (unbezahlte Werbung). Es gibt sie in der Apotheke. Ich ernähre mich zwar sehr fruktosearm, esse ich aber auswärts, bin auf Urlaub oder möchte mir einfach etwas gönnen, geben sie mir etwas mehr Normalität zurück. Es gibt fruktosearme Gemüsesorten, die ich gut vertrage, wie etwa Avocado, Spinat oder Kürbis – doch auch das nicht unbegrenzt. Ihr kennt euren Körper am besten! Nur weil der Großteil der Menschen, die an Fruktosunverträglichkeit leiden etwas verträgt, heißt es nicht, dass ihr es zwangsweise auch vertragen müsst (leider).
- Seid nicht zu hart zu euch selbst. Es ist nicht eure Schuld, dass ihr nicht mehr das essen könnt, was ihr wollt. Auch ich mache mir ab und an noch Vorwürfe. Von kleinster Kindheit an hört man, dass man täglich zwei Stück Obst und viel Gemüse essen soll. Ich würd ja gern und habe mich vor der Fruktosezeit sehr gesund ernährt, nun ist es aber nicht mehr in der Form möglich. Es gibt auch Studien, dass Fruktoseintoleranz oft mit Depression einhergeht. Geht also achtsam und liebevoll mit euch um.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Post ein bisschen Mut machen. Bitte seht ihn nicht als Ersatz für eine Ernährungsberatung. Ich bin nur eine Betroffene, die ihre Erfahrungen teilt. Diese sind, zusammengefasst, folgende: Man muss nach der Diagnose Fruktoseunverträglichkeit seinen Körper erstmal kennen lernen, was oft etwas dauert, und seine Ernährung umstellen. Mit der Zeit ist jedoch ein normales Leben, mit Restaurantbesuchen und Co möglich. Der Verzicht ist nicht immer leicht. Doch man gewöhnt sich an alles. Was mir wichtig ist: ich lebe weiterhin vegan, also im Einklang mit meinen ethischen Überzeugungen – und der Genuss kommt auch nicht zu kurz. 🙂
Habt ihr Fragen? Seid ihr selbst betroffen? Interessiert euch etwas an der Thematik besonders (Tipps für den Restaurantbesuch, meine Topprodukte, …)? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Kopf hoch,
eure Claudia
VEGAN IST EXTREM❗
Ethisch. Nachhaltig. Gesund.

Hallo ich bin Claudia und seit meinem 8ten Lebensjahr vegetarisch. Seit fast 5 Jahren lebe ich vegan, weil ich auch das restliche Tierleid nicht unterstützen möchte! ✌️ Hier findest du noch mehr Infos über mich:
Hallo. Warum isst du denn keine Bananen? Vollreife Banane müsste doch theoretisch gehen, da sich der Zuckeranteil mit der Reifung verändert :). LG
Hallo Vanilli!
Danke für den Tipp! Ich habe aber gehört, dass es genau umgekehrt ist. Je grüner die Banane desto weniger Fructose. 🤔
Da mein erster Bananenversuch so gescheitert ist, hab ich mich nicht mehr rangetraut. Grüne Bananen stehen aber ganz oben auf meiner Probierliste – sobald ich sie probiert hab, werd ich Bericht erstatten. 🙂
Hast du auch eine Fructoseunverträglichkeit?
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo ich möchte mich gerne an die vegane Ernährung herantasten. Das größte Problem scheint mir der Eiweißbedarf. Welche fructosefreien/armen veganen Eiweißquellen verträgst du am besten/würdest du empfehlen?
lg
Hallo Angelika! Danke für deinen Kommentar!
Ich finde Tofu und Tempeh großartig. Sojaprodukte stehen zwar manchmal bei den „roten“ Listen, aber meine Diätologin meinte, sie sind komplett unproblematisch und ich vertrage sie gut, trotz niedriger Toleranz! 🙂 Seitan finde ich auch super! (nur aufpassen, wie er gewürzt ist) Nüsse, Hanfsamen, Kartoffeln und Hafer(flocken) haben auch einen hohen Proteingehalt und ich vertrage alles davon.
Je nach Verträglichkeit gehen dann auch noch Gemüsesorten wie Brokkoli oder Linsen – bei mir jedoch eher weniger. 😉 Was ich auch noch wärmstens empfehlen kann (unbezahlte Werbung) ist der vegane Eiweiß Shake mit Vanille-Geschmack von Sportness – gibt es bei DM. Er enthält nur verträgliche Süßungsmittel und – laut Kundenservice – keine Fruktose. Ich finde ihn toll und mische mir gerne ein bisschen davon in mein Joghurt oder meine Cornflakes. Auch Hanfprotein (z.B. von Lebepur – gibt es auch bei DM – unbezahlte Werbung) vertrage ich super.
Wie immer bei Fruktoseintoleranz muss man (leider) ausprobieren, ob und wieviel man von etwas verträgt. Das waren nur meine Favoriten – es gibt sicher noch viele mehr. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen geben. 🙂 Liebe Grüße, Claudia